Die Geschichte des Großen Münsterländers

Die Geschichte dieses edlen langhaarigen Vorstehhundes ist erstaunlich alt. So finden sich erste Zeugnisse bereits in griechischen Überlieferungen, in denen von einzelnen Keltenstämmen der Bojiern und der Galater aus der heutigen Gegend Bayerns, Tschechiens und Oberösterreichs der langhaarige Jagdhund erwähnt wird. Die Hunde werden damals schon beschrieben als langhaarig, weiß, zumeist schwarz gefleckt.

Etwa 350 Jahre vor Christus verfasste der jagdbegeisterte Sokrates-Schüler Xenophon das Werk Kynergetikos, einen praktischen Ratgeber für die Jagd und eine Abhandlung über die Zucht und Dressur des Jagdhundes. Darin findet sich dokumentiert: Der Allrounder unter den Jagdhunden darin ist der Vorstehhund. „Hunde, die es nicht wagen, zu einem Hasen hinzugehen, sondern stehen bleiben und zittern, bis der Hase sich rührt.“ Weiter heißt es: Bewundernswert sind die Eigenschaften, welche die Natur mit ausgezeichneter Freigiebigkeit diesem Tier verliehen hat.“

Auch bei den Römern finden sich Aufzeichnungen über Jagdhunde, die in drei Gruppen aufgeteilt wurden, den Sagaces, welche der Spur folgten, den Celeres, welche Auf Sicht jagten, und den Pugnaces, die das Wild packten und kämpften. Hier deutet bereits einiges auf eine planmäßige Zucht der Hunde hin.

Auf den Kunstwerken früherer Maler finden sich Hinweise auf Kreuzungen mit relativ kleinen befederte Stöberhunden im Epagneul- und Wachteltyp und größeren Hühnerhunden. Diese führten jedoch im Verlauf der Jahrhunderte stets zu anderen Rassen, die dann aber auch teilweise ganz verschwanden. Der Weiß-Schwarze (so hieß er früher), von den Kelten gezüchtete, langhaarige Vorstehhund, ist bis heute auffallend reinrassig seit der frühen Erwähnung in der griechischen Literatur.  In Bezug auf Versuche mit Kreuzungen findet man des Öfteren schon in historischen Schriften das Fazit: „Hat sich nicht bewährt“.

Der deutsche langhaarige Vorstehhund – wie alle anderen Formen der langhaarigen Vorstehhunde ist aus dem canis extrarius, dem damals sogenannten Seidenhund hervorgegangen, der schon seit den Römern diesen Namen trug. Dieser wurde in diversen Ländern zu verschiedenen Zeiten vom Adel eingeführt. Ein Grund für die umfangreiche Verbreitung war in Deutschland die Einführung der Falkenjagden zur Zeit Karls des Großen. Hier wurde der Hund beim Trassieren, bei der Falkenjagd und bei der Entenjagd mit Bringen eingesetzt. Der Seidenhund wird so deutlich früher erwähnt als der kurzhaarige Vorstehhund.

Als Canis Acceptorius seu = Habichthunt wird der Vorfahre des Großen Münsterländers im bojischen Gesetz, später als canis Acceptorius auch im friesischen Gesetz erwähnt.

Vom 9.-13 Jahrhundert findet man Beschreibungen im Schwabenspiegel als Vogelhunt, später Hühnerhund. „Der Hühnerhund steht unter den Hunden, die der Jäger brauchte, ganz oben an. Er ist aber so bildsam, dass er sich zu jedem Jagdgebrauche leicht eingewöhnen lässt.

Dies kennzeichnet den Hund auch heute.

Dem »Jagdbuch für Jäger« (1811) ist zu entnehmen, dass Größe, Körperbau, Haarkleid und Farbe der »Vogelhunde« variierten. Man darf annehmen, dass es eine Reinzucht nach getrennten Rassen damals noch nicht gab – die Gebrauchseigenschaften standen (und stehen) im Vordergrund, verbindliche Rassestandards existierten allerdings zu dieser Zeit noch nicht.

Dies änderte sich gegen Ende des letzten Jahrhunderts: Auf der 1879 in Hannover durchgeführten Hundeausstellung wurden erstmals Rassemerkmale festgelegt – neben dem Deutsch Kurzhaar wurde der Deutsch Langhaar beschrieben, und die systematische Reinzucht konnte beginnen.

Neben dem braunen (einfarbig braun, Braunschimmel oder weiß mit braunen Platten) langhaarigen deutschen Vorstehhund gab es auch die Farben schwarz-weiß oder rein schwarz. Doch die Deutsch-Langhaar-Anhänger waren von Anfang an nicht glücklich über die schwarz-weißen und schwarzen Exemplare, sah man in ihnen doch den Beweis für die Einkreuzung von Settern und Neufundländern – ein Streitpunkt, der teilweise auch heute noch diskutiert wird. Vornholt vermutet, damit habe man dem nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 einsetzenden Nationalismus Tribut zollen wollen. Mitte des 19. Jahrhunderts habe es bei allen deutschen Vorstehhunden Einkreuzung englischer Vorstehhunde gegeben: Pointer beim Deutsch-Kurzhaar und schwarz-weiße Englische Setter beim Deutsch-Langhaar. Andererseits war die schwarze Farbe schon immer dokumentiert worden, auch in weit früherer Zeit, wie den alten Schriften zu entnehmen ist.

Anfangs wurde auch die schwarz-weiße Variante noch im Zuchtbuch des Deutsch-Langhaars geführt, jedoch 1908 wurde sie dann endgültig aus dem Standard gestrichen. Die schwarz-weißen Vorstehhunde drohten zu verschwinden. Doch die Liebhaber der Schwarz-weißen taten sich zusammen und gründeten den „Verein für die Reinzucht des langhaarigen großen schwarz-weißen Münsterländer Vorstehhundes“. Dieser trug die verbliebenen Schwarz-weißen in einer Urliste zusammen und gründete das Zuchtbuch des Großen Münsterländers. So wurden die Schwarz-weißen 1922 von der »Delegierten-Kommission« schließlich als eigenständige Rasse anerkannt. Die Jäger schätzten ganz besonders die Dornenfestigkeit und die zuverlässige Verlorenbringerarbeit der »Schwarz-weissen.

Da Hunde dieses Typs vor allem in Westfalen und Niedersachsen zu finden waren und von den dortigen Jägern bei der Niederwildjagd sehr geschätzt wurden, bekamen sie den Namen »Großer Münsterländer Vorstehhund«.

Heute finden wir Große Münsterländer in weiten Teilen Europas, aber auch in Nordamerika. In Deutschland gibt es in nahezu allen Bundesländern aktive Landesgruppen.

Und obwohl der Name unseres Vorstehhundes etwas anderes suggeriert: Der Große Münsterländer ist keine große Ausgabe des lediglich namentlich assoziierten kleinen Münsterländers, sondern eine von diesem genetisch getrennte, völlig eigenständige Rasse.