Aike - Tagebuch eines Hunde-Teenagers

Tagebuch eines Hunde-Teenagers
 
Mein Name ist Aike von der Adlerau. Ich bin am 26. März 2008 geboren in Niddatal in Hessen bei Familie Hermandi.  Ich habe noch 5 Geschwister.  Meine Züchterfamilie wollte mich ja zuerst behalten und zum Jagdhund ausbilden, aber da  mein Herrchen aus gesundheitlichen Gründen keine Zeit für mich hat, hat er eine neue Meute für mich gesucht – und schließlich auch gefunden.

 
 
   
Am 24. Mai, ich war gerade mal 8 Wochen alt, fuhren wir nach Worms zu Emil Schmitt, unserem Zuchwart.  Dort trafen wir Familie Theisinger mit Desy vom Donnersberg.  Zuerst haben meine Schwester und ich uns gedacht, die wollen alle nur mit uns spielen.  Aber mich haben sie dann mitgenommen nach Lohnsfeld.  Dort ist jetzt mein neues Zuhause, zusammen mit Desy vom Donnersberg, Bora vom Donnersberg und Dustin von der Langen Weide.  Ausserdem gibt es noch drei Zweibeiner:  Wilhelm – mein zukünftiger Chef (das werden wir noch ausdiskutieren müssen), Margit – die sorgt momentan für mein Essen und die Streicheleinheiten, und Peter – der spielt mit mir und lässt sich so herrlich in die Fersen beissen.
 
Bora und Dustin haben sich gleich um mich gekümmert und mit mir gespielt, Desy dagegen hat mich die ersten zwei Tage gar nicht beachtet.  Sie war wohl eifersüchtig.  Aber inzwischen habe ich sie soweit, dass sie wenigstens ab und zu mal mit mir spielt.
 
Die haben da eine grosse Wiese hinterm Haus mit viel Gras, Bäumen und jeder Menge Löcher, die man noch weiter ausbuddeln oder sich reinlegen kann.  Interessant ist auch die Nachbarschaft, da gibt es ein Pferd, Schäferhunde, einen Beagle, einen dicken Großen Münsterländer mit Namen Aika und – oh Freude – Katzen!
 
Ausserdem gibt es zwei grosse Hundezwinger, in dem einen wohnen Desy und Dustin, in dem anderen Bora und ich; wir schlafen auch zusammen in der Hütte. In dem anderen Zwinger gibt es einen Hunde-Swimming-Pool, da musste ich selbstverständlich gleich am ersten Tag reinspringen!  Das macht Spass und hinterher gehe ich dann auf die Wiese und such mir ein frisch gebuddeltes Loch  zum „Panieren.“  Wenn der Dreck dann wieder abgefallen ist, darf ich ins Haus.  Dort gibt’s mein Frühstück und Abendessen.
 
25. Mai:  Heute morgen hatte ich schon meinen ersten Besuch – Georg und Katharina.  Die wollen, glaube ich, im Herbst einen Welpen von Desy.  Aber bis dahin spiel ich hier die erste Geige – Katharina ist hin und weg von mir!
 
29. Mai:  Die spinnen, die Zweibeiner !!! Heute musste ich mir gefallen lassen, dass man mir ein Halsband anlegt – das Ding nervt!  Am laufenden Band hab ich mich gescharrt, es hat nix geholfen!  Daraufhin habe ich mich vor lauter Verzweiflung ins hohe Gras geschmissen und bin  hin und her gerutscht.  Das war so lustig, dass ich das Halsband wohl darüber vergessen habe. Zum Schlafen wurde es dann wieder abgenommen.
 
30. Mai: Abends und am Wochenende machen wir Ausflüge ins Feld und auf frisch gemähte Wiesen.
 
                          
 
Morgen geht es ins Revier an einen kleinen Teich.  Dort soll ich bei dem warmen Wetter schwimmen lernen.  Die Großen sollen mir zeigen wie das geht.  Bin mal gespannt.
 
1.Juni:  Also Leute, Wasser ist zwar nass, aber schön!  Heute morgen waren wir an einem kleinen Teich mit Bora.  Die ist dann auch gleich rein ins kühle Nass und ich – natürlich – hinterher!  Und dann kam die Uberraschung!  Keiner hatte mich vorgewarnt, dass da plötzlich der Boden weg ist, das Wasser aber noch da!  Also hab ich mal kräftig mit den Beinen gerudert, bis der Boden wieder unter mir war.  Bei Bora hat das, was die Zweibeiner „schwimmen“ nennen, also Wasser ohne Boden, prima geklappt.  Ich werde mich mal mit ihr unterhalten wie das funktioniert, das kann so schwer nicht sein.   Aber ansonsten war es sehr interessant am Teich, ich bin dann im Wasser am Rand rumgerannt und hab die quakenden Frösche gesucht, das hat Spass gemacht.
 
     
Vorher                                                                          Nachher
     
       
Mein erster Schwimmversuch                                          Wo sind die Frösche?
 
2. Juni:  Heute gab’s ein neues Spielzeug mit Federn dran, das sieht aus wie eine Angel.  Das legt sich zuerst ins Gras und dann haut es ab.  Aber ich krieg dich!  Ich schleich mich an und irgendwann hab ich dich!  Wenn ich beim Anschleichen auch noch stehen bleibe und eine Pfote hebe sind alle ganz stolz auf mich.
                                                                                                                              
8. Juni:  Heute morgen sind wir mit Sabine, einer Freundin von Margit, zu einer großen Wiese gefahren.  Sabine hat etwas mitgebracht, das riecht besser wie jedes Parfum und schmeckt super lecker!  Die Zweibeiner nennen es Pansen.  Ich dachte zuerst, wir gehen alle eine Runde spielen.  Dann aber wollte Wilhelm, dass ich was suche und zeigte mir eine Stelle, wo es herrlich nach Pansen roch.  Nachdem ich vorher schon von dieser Delikatesse etwas gekostet hatte, bin ich dann halt mal so nach und nach dem Geruch nachgegangen.  Und tatsächlich – da lag dann eine Portion mitten in der Wiese.  Ganz für mich alleine, die Zweibeiner wollten gar nichts davon haben.  Nach diesem Festmahl musste ich erst einmal ein Verdauungsschläfchen halten.
 
 
   
Auf die Couch habe ich es auch schon geschafft.  Und diese zweibeinige Unterlage – herrlich warm und nicht so hart gefedert !
 
 
Hier noch ein paar Aufnahmen von meinem Tagesprogramm und  persönlichen Betreuern:


 
Stretching mit Peter, Chefunterhalter                                                
 
 
 
 
Lauftraining mit Dustin, meinem Fitnesstrainer
 
                                                                       
 
 
Meine Schwimmtrainerin Bora
 

 
 
Pansen-Schnüffeln mit Wilhelm
 
                                                     
       
 
Sie sehen Germany´s next Top Model mit Desy beim Laufsteg-Training
                      
 

 
Wellness

 

 
Aromatherapie
 
                                                                                        
 
Vom Küchenpersonal gibt  es leider keine aktuelle Aufnahme.
 
28. Juni:  Heute morgen in aller Frühe musste ich schon ins Auto, und das ohne Frühstück !  Ich werde mich beschweren!  Die wissen doch ganz genau, dass ich nicht gerne weit Auto fahre.  Aber diesmal waren sie schlauer.  Nachdem ich während der letzten längeren Fahrt aus lauter Protest etwas übel riechendes im Laderaum des Wagens hinterlassen hatte, musste ich jetzt nach vorne und Wilhelm hat auf mich aufgepasst.  Bei der Ankunft kam’s dann noch schlimmer, ich musste an die Leine.  Dann ging’s im Zickzack durch Tische, Bänke und neugierige Zweibeiner.  Jeder hat mich bewundert und auch gestreichelt.
 
Nach einer kurzen Begrüßungsrede stellte sich heraus: Wir sind in Niedernhall auf einer Zuchtschau.  Ich hatte schon Angst, dass ich hier auf den Laufsteg muss, obwohl ich doch erst mit dem Training angefangen habe.  Aber zum Glück bin ich dafür noch zu jung.  Das wäre auch noch schöner – Kinderarbeit!  Also habe ich mich gemütlich ins Gras gesetzt und die Sache beobachtet.  Da waren eine ganze Menge Große Münsterländer, einer schöner als der andere.  Die wurden alle gemessen und  begutachtet und mussten im Kreis laufen.  Wenn’s weiter nichts ist, das krieg ich bis nächstes Jahr auch hin.  Ich hoffe nur, dass die nicht auch die Figur der jeweiligen Hundeführer mitbewerten, denn das gibt Abzüge....
 
  
Bilder wurden auch gemacht, bin mal gespannt, ob ich in die Zeitung komme.
 
 

 
Erwischt !  Hier darf ich nicht sitzen, die haben wohl Angst, dass ich ohne sie wegfahre.
 
                                 
Juli: Mit dem Schwimmen klappt es jetzt auch.  Oma Bora hat sich gefreut, dass sie mal wieder schwimmen darf.  Sie kann nur ins Wasser, wenn es nicht so kalt ist, sonst tun ihr die alten Knochen weh.  Aber heute war es schön warm.  Wir haben Wettschwimmen um einen Tennisball gemacht.  Bora war natürlich schneller.  Aber nach dem dritten Mal dachte ich mir, ich lass sie den Ball holen                                            und nehme ihn ihr dann ab.
 


Attacke !
 
                                           
Das mit der Abkürzung und Ball abnehmen hat nicht so ganz geklappt.  Huckepack wollte sie mich auch nicht nehmen.  Und ich dachte, die macht mir den Rettungsschwimmer...  nix da, sie hat mich runtergschmissen, und ich musste selbst schwimmen.

 

 
Oben das bin ich, huckepack auf Bora mit Ball
 

 
An meiner Schwimmtechnik muss ich noch arbeiten
 
      
 
  
Na, wie war ich?
 
 
 
August:  Es ist etwas sehr trauriges passiert – Bora ist gestorben.  Vor zwei Wochen war sie noch fit, doch dann wurde sie schwer krank und alles ging sehr schnell.  Ich vermisse sie sehr!
 
 
Bora     
 

Jetzt ist Desy zu mir gezogen und Dustin hat einen Zwinger für sich alleine.  Er bringt mir gerade bei, wie man Äpfel von den Bäumen holt.  Also mir schmecken die sauren Dinger nicht, aber Dustin ist ganz wild darauf.  Ich reisse mir lieber kleine Äste ab und zerkaue sie.  Seit einiger Zeit habe ich Zahnschmerzen und mir fallen die Zähne aus.  Wenn ich dann auf was rumkaue, tut es nicht mehr so weh.   Hoffentlich kommen da neue Zähne nach, damit ich nicht auf den Felgen kauen muss!  Naja, es hat auch was Gutes:  Ich kriege jetzt mein Futter eingeweicht.  Wenn ich dann noch meinen Mitleidsblick aufsetze, zerschmelzen die Zweibeiner wie Butter in der Sonne.
 
 
16. August:  Heute morgen sind wir nach Worms gefahren.  Ich dachte zuerst, die wollten mich wieder abgeben, obwohl ich mich doch benommen habe.  Aber da war wieder eine Zuchtschau und ein Grillfest.  Ich konnte viele neue Hunde kennenlernen, und mein altes Herrchen habe ich auch getroffen.  Ich glaube, der ist ganz zufrieden mit meiner Entwicklung.  Ich bin ja auch schön gewachsen in den letzten Wochen, wenn auch nicht so ganz gleichmässig;  beim Rennen überholen manchmal meine Hinterbeine die Ohren, aber Wilhelm sagt, das gibt sich noch.
 
 


Bilder von der Zuchtschau in Worms Nächstes Jahr muss ich auf den Laufsteg
 
             
November:  Jetzt ist es amtlich – unsere Desy kriegt Junge!  Der ganze Verein ist aus dem Häuschen.  Die Quälgeister sollen wohl Mitte Dezember auf die Welt kommen.  Hoffentlich spannen die mich da nicht als Au-Pair Mädchen ein.  Naja, ich lass das mal ganz langsam auf mich zukommen.
 
Dezember:  Anfang Dezember kam mein Vater Kim zu Besuch, zusammen mit einer Hündin namens Cenci.  Cenci zog bei mir im Zwinger ein.  Wir haben uns prima vertragen.  Ich hab ihr gleich mal gezeigt, wo ich überall schon Löcher gebuddelt habe.  Die Erbfeinde unserer Meute, Nachbars Schäferhunde, habe ich ihr auch vorgestellt und gebührend verbellt.  Leider blieben die beiden nur eine gute Woche, dann sind sie umgezogen nach Österreich.  Aber Wilhelm hat mir versprochen, dass wir sie mal besuchen.
 
Am 16. Dezember war es dann soweit:  Desy’s Babies kamen auf die Welt.  Die ersten Wochen hab ich sie nicht zu sehen bekommen, nur Desy kam ab und zu raus zu mir und Dustin.  Dafür durften wir aber jeden Abend ins Haus und drinnen übernachten.
 
Januar:  Ich glaube, jetzt werden meine Befürchtungen Realität:  Desy hat mich zu ihren Jungen geführt, die inzwischen fast 6 Wochen alt sind, und gemeint, ich soll ein Praktkum als  Kindermädchen machen, das könnte nie schaden.  Au weia, die Rasselbande ging mir von allen Seiten an die Wäsche!  Da halfen auch keine Ausweichmanöver.  Die haben gemein spitze Zähne und Krallen.  Ob ich auch so war als Welpe?  Margit sagt, mein Spitzname war „Quälix“ - kann ich mir gar nicht vorstellen, bei meinen weichen Pfoten und meinem seidigen Engelshaar....
 

 
Das bin ich bei der Arbeit                                Gero, Gringo, Gloria                                                                                  
 
Februar:  Hallelujah – die Kindergartentruppe verkleinert sich.  Zuerst wurde Gismo abgeholt, dann Gringo und Gloria.  Letztes Wochenende ging dann noch Gaja.  Galina bleibt mir wohl erhalten, wenn ich das richtig verstanden habe, und Gero hat noch kein neues zuhause gefunden.  Für die beiden mach ich tagsüber die Nanny.  Das macht manchmal auch Spass; vor allem, wenn wir zusammen spielen, oder wenn sie ihre Knabberohren liegen lassen und ich sie dann auffressen darf.  Wenn Wilhelm und Margit abends heimkommen, geht die ganze Meute raus ins Feld zum Spielen.  Letzte Woche hat Wilhelm eine ganze Ladung Kaninchen beigeschleppt. Damit soll ich das Apportieren üben.  Mal sehen, erst soll er mir das mal zeigen.  Am besten er macht es mir mal vor.
 
März:  Gestern waren die Zweibeiner mit mir im Feld.  Wie immer habe ich alles abgesucht.  Als es ganz laut geknallt hat, hab ich mich mal kurz nach Wilhelm umgesehen, aber es war ihm nichts passiert.  Also bin ich weiter gelaufen, worauf die sich gefreut haben.  Die meinen wohl, ich hätte Angst vor so ein bisschen Geballer.  Nach meinem Praktikum mit den sechs Quälgeistern macht mir doch sowas nichts mehr aus...
 
Juli:  Leute, die letzten Monate waren vielleicht stressig.  Seit April rennt Wilhelm jedes Wochenende mit mir zum Hundelehrgang.  Da sind ein paar hübsche Hundejungs dabei, aber nix mit Speed-Dating, nur harte Arbeit.  Da wird man durch Wald und Feld gejagt, soll suchen, apportieren und auch noch schwimmen, so eine Art Hunde-Triathlon.  Das Apportieren mag ich überhaupt nicht!  Wilhelm meint ich sei eine harte Nuss.  Aber jetzt ist es geschafft – ich habe die JEP bestanden und bin jetzt ein richtiger Jagdhund !  Und die paar Kilo Fleischwurst, die ich beim Apportieren als Belohnung bekommen habe, wird er wohl verkraften.  Meiner Modelfigur tun die sowieso besser als seiner... 
 
 
Nein, das ist keine Hand(e)tasche, und die lebt auch nicht mehr.